Wohnung Drei

Den besten, den sie nur haben konnte, dachte sie, sprach es aber nicht aus. Musste deshalb aber kurz lächeln, bis sie bemerkte, wo sie stehen geblieben war. Später würde wieder genug Zeit zum Lächeln sein. Allerdings noch nicht in diesem Teil. "Sein bester Freund, der wusste schon Bescheid, aber mein Freund eben noch nicht und dann ging es mir wegen dem ganzen so schlecht, dass ich gelogen habe, dass ich angeblich schlafen wollte. Das stimmte nicht wirklich, weil ich es nur nicht ausgehalten habe mit dem Mist den ich getan habe, rum zulaufen... ich wusste ja gar nicht wie grausam ein schlechtes Gewissen sien kann... Total komisch, aber er war wieder so lieb und das wurde nur schlimmer alles dadurch, weil ich ihn gar nicht verdiene... Er würde sowas nämlich nie tun." Kurzer mahnender Blick zu ihm. "Und das war ja noch nicht einmal alles, was ich ihm mitteilen musste, da gab es noch was anderes, weshalb ich das andere nur getan habe..."

Als sie ihn mahnend ansah musste er kurz lachen. "Also, wie gings dann weiter?" fragte er und richtete den Blick wieder schmunzelnd auf sie. Schlechtes Gewissen fand er jedenfalls gut. Also nicht gut weil sie darunter litt oder so sondern, doch irgendwie ja schon aber es ist einfach gut weil wenn sie keinerlei Schuldgefühle gehabt hätte... das wäre schreckluch gewesen. Weil es ihr dann ja irgendwie nicht leid tun würde und das fänd er blöd! Ok, wer fände das auch schon normal? NIEMAND!

"Pass auf, ich glaube das ist der interessanteste Teil. Es ist nämlich der gruseligste und wichtigste." Dramatische Pause, die eher dazu verhelfen sollte, dass sie wieder einigermaßen geordnet denken konnte, für den nächsten Teil. "Morgens ist er dann einfach gegangen und ich wusste nicht was ich tun soll, war total am Verzweifeln. Wäre da nicht sein bester Freund, der wieder ins Spiel kommt und mich davon überzeugt hat zu der Arbeit von meinem Freund zu fahren, auch wenn ich mir diese ultra, total blöde Kuh als Taxifahrerin antun musste. Ich war also in jeder Hinsicht verwirrt und wusste gar nicht wie ich das hinbekommen soll, aber jetzt kommt das, was ich ihm gesagt habe..." Musste sie das nun wiederholen? Dann sollte sie das richtig tun, fand sie. Richtig in Form von, Beenden der Erzählung und einem Sprung in die Realität. Denn es war immernoch die Wahrheit und das würde sich so schnell definitiv auch nicht ändern, das sollte er ruhig wissen. Sie versuchte alle Unsicherheit beiseite zu schieben und dadurch herrschte einen Moment Stille, bis sie sich mehr und näher zu ihm drehte und ihm die drei Worte ins Ohr hauchte. Und dieses Mal schien es noch nicht einmal mehr soooooo schwer. Es war sogar irgendwie.... schön, befreiend... Seltsam.

Verdammt! Wie oft hatte er das schon gedacht aber, wenn sie wüsste was sie mit ihm anstellte!!! Er konnte gar nicht mehr denken, geschweige denn sich bewegen oder irgendetwas tun. Sein Herz raste, wie üblich in solchen 'Marina-Situationen' ekelhaft schnell und sein Blick hing zwischen Unglauben und einem Lächeln fest. Wie das aussehen musste wollte er eigentlich gar nicht mal wissen. Als sich die Schockstarre oder wie auch immer man es nennen sollte, nach einem kurzen Moment so langsam auflöste musste er dann wirklich lächeln. Schaffte dies sogar ohne trottelige Verwirrtheit. Mann das musste doch irgendwann aufhören! "Mh..." murmelte er als er sich so drehte dass er über ihr lag und ihr gut in die Augen sehen konnte. Auch wenn das gar nicht das war was er vorhatte, und auch wenn er hätte wahrscheinlich nicht die nötige Selbstbeherrschung gehabt sich dazu zu kriegen sie nicht zu küssen. Was er ja gerade tat. Und es war ein guuuuter Kuss. Nicht das die anderen nicht gut wären, aber... es war trotzdem etwas besonderes. Vielleicht verstand man was er meinte, vielleicht auch nicht.

Was war das nur für eine Reaktion, fragte sie sich grinsend während sie ihn abwartend musterte, bis er sie dann endlich doch küsste. Nicht auszudenken, wenn sie das auch noch hätte übernehmen müssen. Obwohl sich das Warten definitiv gelohnt hatte. Dennoch würde sie ihn alleine damit nicht entkommen lassen. Dafür war sie innerhalb des letzten Tages viel zu sehr auf den Geschmack gekommen und Übung machte bekanntlich den Meister. Also warum nicht? "Du... Du musst es jetzt aber auch nochmal sagen. So sind die neuen Regeln, es seidenn einer von uns ist sauer auf den anderen. Das ist dann sozusagen ein Warnsignal."

"Ach muss ich das?" fragte er grinsend und zog die Augenbrauen hoch. "Hatte ich eigentlich eh vor aber wenn du es mir befiehlst... naja, du kannst warten oder?" fragte er und sah fragend an, winkte dann aber ab. "Aaach, natürlich kannst du. Was frage ich." überzeugt davon stand er auf und versuchte ein Lachen zu unterdrücken. Schnell zog er sich an während er Marina noch einen kurzen prüfenden Blick zuwarf und sich dann auf den Weg in die Küche machte. Travis schien schon weg zu sein, wie er teils mit Bedauern feststellte. Ja, irgendwie liebten ihn doch alle. "Eh... was willst du essen?" Durfte er sein Talent für Pfannkuchen erneut vorführen?

"Ich kann nicht warten!" Empört darüber, dass Mühe geben heutzutage wirklich überbewertet schien, wie sich mal wieder bewiesen hatte, entschied sie nicht aufzustehen. Das würde es Billie zu leicht machen so gemein zu ihr zu sein. Bevor er nicht das Selbe tun würde, würde sie sich keinen Zentimeter rühren und schmollen. Außerdem war gegen ein Frühstück im Bett auch nichts einzuwenden. "Ist mir egal, ich bin jetzt böse. Das habe ich eben beschlossen und du kannst fast gar nichts dagegen tun."

"Mh... na gut." Also machte er die Pfannkuchen einsam in der Küche stehend und summend alleine. Was ein trauriges Leben. Vor allem die Tatsache dass er dann doch wieder ins Schlafzimmer musste, um sie zu füttern. Wenn sie verhungern würde wäre sein Leben nämlich nicht gerade angenehmer. Nein, wirklich nicht. "Gut, dann iss jetzt!" befahl er und wartete, die Gabel vor ihrem Mund.

"Aber mit dir reden werde ich nicht mehr." kündigte sie an und musste sich zusammenzureißen nicht zu grinsen, immerhin würde sie das nicht so einfach durchgehen lassen, das er neue Regeln missachtete. "Sag mir trotzdem wann du gehen musst.... Ok, ab jetzt rede ich nicht mehr." Stattdessen aß sie lieber artig das Stück und kreuzte unter der Decke ihre Finger. Vielleicht half das ja, wenn sie das tat und ganz fest daran glaubte, dass er heute ja gar nicht gehen musste. Oder wenigstens noch lange nicht.

"Ich hab noch Zeit aber weißt du was mit deiner Regel nicht stimmt? Falls ich jetzt etwas sagen sollte musst du wieder etwas sagen und dann ich und dann du und so weiter. Auf alle Zeiten oder so. Und das finde ich irgendwie unpraktisch..." Ernst sah er sie an während er sie weiter fütterte. "Ist doch eigentlich egal wann ich gehe. Du redest ja eh nicht." Er wischte sich die imaginäre Träne dramatisch von der Wange und sah sie leidend an. EIgentlich gab es ja auch noch so einiges wofür man gar nicht reden brauchte.

(ich musste den ersten satz ein paar mal lesen bis ich verstanden habe :D)
"Na und? Meine Regel ist gut, lass sie.." grinste sie nun doch, weil sie ja doch keine Sekunde länger aushalten würde nicht zu grinsen. Sie hatte keine Ahnung wieso und wieso die ganze Sache, die sie bis gestern ziemlich blöd gefunden hatte auf einmal das Gegenteil davon war. Ganz davon abgesehen wie sie auf einmal doch essen konnte ohne große Aufforderung. "Du solltest Pfannkuchenbäcker werden oder so. Aber hier, damit du gar nicht gehen musst. Ich rede ja wieder.."

"Ah du redest." stellte er selbst natürlich total erstaunt fest. "Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. So als Karrierelaufbahn. Pfannkuchenbäcker! Ich meine, ich würde bestimmt total viel Geld verdienen weil ich so eine Kette an Pfannkuchenlokalen aufmachen werde. Berühmter als McDonalds. Und, und da ist dieses was in Vegas ganz oft vor so Striplokalen ist mit diesen leuchtenden Frauen die das Bein bewegen, das ist dann mit mir und einem Teller Pfannkuchen in der Hand. Erotisch oder?" Darauf konnte sie jetzt nicht antworten, weil sie nämlich erst essen musste. Er machte sich die Mühe doch für niemand anderen!

"Nur, dass du Vegas ja nie mehr sehen wirst..." Erst Recht nicht nach diesen bildlichen Beschreibungen. Sie würde ihm das schön verbieten und dann würde er nicht gehen und auch keinen Blödsinn anstellen können. So einfach. "Ich hoffe du hattest die Idee sowieso vergessen." Jetzt wo das geklärt war konnte sie auch wieder essen...

"Darum ging es noch nicht mal..." Aber schmollen musste er trotzdem. Natürlich würde er nach Vegas fahren... er war volljährig und unverheiratet. Wer konnte ihm schon irgendetwas vorschreiben? "Weißt du, dass du gemein bist?" Als sie aufgegessen hatten stellte er den Teller beiseite und konzentrierte sich voll und ganz darauf, sie böse anzusehen. Wenn sie sagen würde er durfte nicht gehen, dann wollte er eh noch viel mehr dort hin als hätte sie nichts gesagt. Logik!

"Es reicht, wenn ich daran denken musste.... Da du nicht gehen wirst, ist es so oder so egal." Weil er nicht gehen würde... Und nun konnte sie auch aufstehen und sich anziehen. Oder erst einmal eine Ewigkeit vor dem Schrank stehen bleiben und verzweifeln. Das war schrecklich. Dieser arme Schrank so leer... "Das ist gemein..." flüsterte sie dann unbemerkt an den Schrank gerichtet. Vielleicht half es ja.

Billie ließ sich aufs Bett fallen und seufzte als er an die Decke starrte. "Ich hab keine Lust zu gehen." murrte er und zog sich die decke über den Kopf. Vielleicht würde er ja noch einmal einschlafen. Dann bräuchte er zwar eine gute Ausrede dafür, nicht bei der Arbeit erschienen zu sein aber das würde er schon hinkriegen. Bei seinem verpeilten Arbeitgeber. Wer weiß, vielleicht würds ja auch gar nicht einmal auffallen...?

"Gut, dann sind wir uns ja einig. Egal, ob damit Vegas oder dein Arbeitszeugs gleich gemeint hast.." murmelte sie konzentriert und zog einfach ein Kleid heraus, um sich endlich mal um- beziehungsweise an, zu ziehen. "Kannst du dir nicht ausdenken, dass irgendetwas passiert ist und dann bleibst du hier und... Uns fällt schon etwas ein, was wir mit der Zeit anfangen können.. Mir zumindestens."

"Du willst mich nicht nach Vegas lassen. WARUM?" verzweifelt setzte er sich auf und zog sie zu sich. "Du musst es mir erklären, ich verstehe es nicht." Nur weil er andere Frauen... sah, hust, oder was war los? Da konnte er ja auch gleich für immer zu Hause bleiben! Außerdem konnte man bestimmte Lokale ja auch auslassen. Wenn sie dafür überhaupt einverstanden wäre. Außerdem war fremdgehen für ihn noch nicht mal eine Option! Also gab es auch gar keinen Grund ihn nicht gehen zu lassen..

"Ich will es einfach nicht." Sie konnte ihm schlecht vorwerfen, dass er dort sicher doch etwas mit anderen Frauen anfangen würde und ihr Leben damit vorbei wäre, deshalb musste sie das Ganze etwas verdrehen. "Warum willst du denn unbedingt dahin? Warum wunderst du dich, dass ich es nicht möchte, wenn du immer 'solche' Dinge erzählst? Das ist doch blöd. Du kannst genauso gut wo anders hinfahren!"

"Weil das meine zweite Heimat ist! Naja, ich wünschte es wäre so aber... egal. Ich finde schon noch einen Weg dich davon zu überzeugen. Was du von mir denken musst..." traurig musterte er sie und stand dann auf um sich fertig zu machen. Am liebstes würde er sie jetzt fragen ob sie nicht mitkommen konnte... zwei Stunden vor Feierabend wäre das vielleicht wirklich keine schlechte Idee. Sie sollte sich ja keine acht Stunden dort langweilen! "Kommst du nachher vorbei?" Fragte er so beiläufig wie möglich.

Was sollte sie denn denken? Wenn er nicht ständig diese Kommentare von sich geben würde... Na gut, sie würde dieser Stadt nie vertrauen. "Deine zweite Heimat? Ja, du bist ein Spinner." Sie schüttelte den Kopf frustriert darüber keinen direkten Sieg eingeholt zu haben. Aber wenn es jemals dazu kommen würde, dass er ernsthafte Pläne hätte, dann würde sie es spätestens dann aufhalten... "Nachher? Wohin und wann? Wenn ich das weiß, bin ich da."

"Keine Ahnung. Um vier zu dieser Gammelwerkstatt. Du weißt ja anscheinend wie du dahin kommst." Grinste er und entschied sich dann doch etwas anderes anzuziehen. Irgendetwas was er nicht mochte. Die falschen Sachen durften auf jeden Fall nicht dreckig werden. Als das erledigt war machte er sich sofort wieder auf den Weg zu seiner Freundin, die er fragend ansah. "Also, ja oder nein."

Und wie sie wusste, wo die war. Eigentlich hätte sie nun wohl gesagt, sie würde die niemals finden... Dafür wusste sie wenn auch mehr als überraschenderweise ja, das Gegenteil. Nämlich das es ihr sehr wohl möglich war unbekannte Orte selbstständig zu finden. "Wenn.." Sie trat zu ihm heran und musterte ihn unschuldig. "Wenn ich dir das dann ausziehen darf, ja."

"Wer weiß. Wenn wir alleine sind." er grinste und küsste sie flüchtig bevor er mit einem "Bis dann." verschwand. Doch kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, fiel ihm ein das er etwas sehr wichtiges vergessen hatte. Seufzend drehte er sich um und klopfte. Sie würde sich wohl hoffentlich noch in Nähe der Tür befinden, außer sie konnte sich beamen. Man kann ja nie wissen!

Eigentlich hatte sie den Tag gerade bis vier Uhr für beendet erklärt und wollte sich bereits in diesem Augenblick gelangweilt aus dem Grund eine halbwegs sinnvolle Beschäftigung suchen, da klopfte es an der Tür und damit war das die sinnvollste Beschäftigung, nämlich öffnen. Was sie dann auch mal tat. "Schon wieder da?" grinste sie scherzend und musterte ihn so verwirrt, das ihm wohl nichts anderes übrig blieb als ihr eine Antwort zu geben, was er wollte.