Wohnung Drei

"Langweilig nicht wirklich." Aber ich musste immer an dich denken. "Eh..." Irgendwie brachte ihn dieser Gedanke aus der Bahn. Hatte er das jetzt gesagt? Also laut? An sich ja nichts schlimmes aber es nervte ihn einfach selbst die ganze Zeit so etwas denken. Das war in irgendeiner Art viel zu travismäßig. Also halt einfach baaah. "Und ich musste nicht an dich denken." murmelte er und grinste sie dann an. Das dies eine Lüge war würde sie allein schon an seinem Grinsen erkennen.

"Bei mir wars total langweilig, aber weißt du schon von meinen Schlüsseln? Das habe ich mit Travis geschafft." Respekt. Aber langweilig war es trotzdem ohne ihn und unaushaltbar zudem. "Nicht oder doch? Wehe du sagst etwas falsches..." Okay, womit konnte sie ihm schon drohen? EGAL!

"Ich weiß es niiiicht." trällerte er und schmiss sich aufs Bett. Ja, das war wirklich eine Antwort für alles. "Schade dass hier kein Fernseher steht, wie in den guten alten Zeiten." seufzte er dramatisch und platzierte sich unter der Decke, sah sie danach erwartungsvoll an. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem sie sich neben ihn legen sollte. Auf ihn wäre natürlich auch nicht schlecht. Nur so ne Idee.

"Wohl eher gut! Sonst würde ich den auch irgendwie loswerden müssen..." Ob sie einen Fernseher aus dem Fenster schaffen würde? Man konnte es probieren. Oder zur Not konnte man ihn ja auch verkaufen.. Davon würde sie sicher auch was Besseres finden. "Guck mich nicht so an... Sag lieber was zu den Schlüsseln. Bestimmt hasst du mich dafür, aber es war alles Travis Idee!!"

"Was ist mit Schlüsseln?" fragte er ausdruckslos ohne den Blick zu verändern oder sich zu bewegen. Wirkte doch bestimmt sehr... eindrucksvoll und ästhetisch oder so. Ok, und von was für Schlüsseln redete sie jetzt?! "Antworte Weib!"

"Die, die ich vorhin mit Travis hab machen lassen." Demonstrativ versuchte sie diese wiederzufinden, was allerdings so seine Zeit brauchte, weil sie irgendwo in ihrer Handtasche waren. Zumindestens wirkten sie dort sicher. "Siehst du, die hier. Und nenn mich nicht Weib! Das ist voll das komische Wort..."

"Ich tue was ich will Weib! Wie soll ich dich sonst nennen? Mannsgestalt? Mh, das ist ein kuhles Wort. Das Weib und die Mannsgestalt... Nein, die hört sich schwul an. Der Mannsgestalt! Die Weib und der Mannsgestalt. Das sind wir Dulzura! Und die Schlüssel sind toll... sie funkeln ja so schön." Ok, irgendetwas stimmte nicht. Wenn er schon das Wort funkeln benutzte... eh. Ok?

"Also bist du jetzt die Mannsgestalt? Aber nein, ich will das nicht sein. Das klingt so ekelhaft(ig)." erklärte sie ihm quängelig, warf die Schlüssel aber beiseite und begab sich aufs Bett, neben ihn. "Lässt du es jetzt sein? Bitte, bitte!"

"Mal sehen." murmelte er. "Weib." Lachend sorgte er dafür dass sie ebenfalls unter der Decke lag und zog sie dann zu sich. "Es ist doch immer wieder nett eine schöne Frau neben sich zu haben. Fragt sich nur was eine Mannsgestalt wie ich, mit einem Weib wie dir anfangen könnte..."

"Du bist blöd." versicherte sie ihm bezüglich des erneuten bösen Wortes und der Decke, bis sie sich dann aber doch schneller den je umentscheiden konnte.. "Hm... Ich denke die Mannsgestalt wird kreativ sein und eine gute Menge anzufangen wissen.... Ganz sicher."

"Sicher?" fragte Billie zweifelnd und biss sich auf die Unterlippe. "Ich denke ja nicht." murmelte er und drehte sich mit dem Rücken zu ihr. Ja, somit wäre das geklärt. sie durfte es aber ja nicht darauf beruhen lassen, ihm war gerade so gar nicht nach schlafen! Mit jemandem schlafen war ja ok aber einfach nur schlafen? Langweilig.

"Das macht keinen Sinn." beschwerte sie sich mal wieder in dem Versuch ihn zurück zu drehen, dieser endete dieses Mal aber damit, dass sie sich halb auf ihm wieder fand. "Zu blöd, hm?" Der Arme! Und wenn sie ihn dazu noch küssen würde? Nicht auszudenken!

"Baah! Wie ekelig ist das denn? Ich hasse es diese komischen Mädchen auf mir liegen zu haben!" beschwerte er sich und sah sie ernst an. "Ich dachte du wüsstest dass ich schwul bin?" er zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf in dramatischer Geste. "Jaja, du bekommst auch nichts mit."

"Dann geh doch zu Travis." empfahl sie ihm so böse wie nur möglich und entfernte sich schweren Herzens ein Stück. "Bei ihm musst du keine komischen Mädchen ertragen und kannst voll du selbst sein auch geoutet oder so."

"Neeeein!" heulte er und zog sie wieder zu sich. "Ich könnte mir nichts besseres vorstellen als ein solch reizendes Mädchen wie dich auf mir liegen zu haben. Besser?" Wollte er doch mal hoffen! Sonst müsste er wohl ernsthaft zu Travis gehen. Jaja, er war immer für einen da wenn man ihn brauchte. Rührend.

"Und wenn mir die altmodische Variante auch gut gefällt... Egal, mein Freund ist böse und sollte seinen Job tun, so viel ist sicher. Und damit meine ich nicht den Job, der seine Freundin töten will, sondern einen besseren.." Oder so. Er würde ganz sicher wissen was sie meinte und ja, dann würde schon alles gut sein. Immer optimistisch denken.

"Ok, ok! Mein Job!" er drehte sich so dass er nun über ihr war und fing an sie zu küssen und sie kurze Zeit später auch von dem überflüssigem Stoff, auch genannt Unterwäsche, zu befreien. "Verdammt. Guter. Job." Für diese Anmerkung musste noch Zeit sein.

So war er ein guter Billie, obwohl ein ganz bisschen böse durchaus erwünscht war und ohne gings ja auch nicht. Eigentlich nicht zu fassen, dass sie den ganzen Tag warten musste, bis es endlich Abend war, aber lohnen tat es sich offensichtlich ziemlich. "Findest du?" wollte sie grinsend wissen, bevor sie Billie dann auch mal besser half. Ebenfalls ein guter Job, ein sehr guter..

"So ziemlich, ja." antwortete er grinsend.
Als er am nächsten Morgen in aller frühe von seinem Handy geweckt worden ist hätte er dieses am liebsten in die Ecke geworfen so, dass es keinen Laut mehr von sich gab und wäre dann einfach liegen geblieben. Konnte doch nicht sein, dass das jetzt jeden Tag so ablaufen sollte! Zum Glück war es so das er Donnerstag und Freitag gar nicht zur Uni musste, dafür etwas früher zur Arbeit, aber naja, er würde ja auch früher zurück kommen. Also drückte er Marina einen kurzen Kuss auf die Stirn und stand dann lustlos auf, machte sich fertig und marschierte in die Küche zu Travis. "Mh, wie gehts?" fragte Billie seinen Mitbewohner der gerade am Tisch saß und irgendetwas aß. "Gut." antwortete dieser nur und Billie setzte sich gegenüber von ihm hin. "Heute können wir wieder zusammen fahren?" Travis nickte und entlockte Billie mit dieser Reaktion ein genervtes Seufzen. "Du bist langweilig."

Und schon begann der Tag schlecht... Ansich eher mittelmäßig, aber wenn man den weiteren Verlauf bedachte, bis es endlich Abend sein würde und sie Billie wieder hatte... Vielleicht sollte sie wirklich den gesamten Tag hier bleiben, im Bett. Obwohl nein, jetzt hatte sie einen Schlüssel und keine Ausrede sich weiterhin den ganzen Tag nur in der Wohnung aufzuhalten. Irgendwas würde sie heute tun müssen. Einen Moment blieb sie also liegen, bis sie beschloss vielleicht noch auf Billie zu treffen und sich dann auch lieber ganz eilig fertig machte und in die Küche trat, sich zu ihm setzte und versuchte die Trauer und Depression nicht ganz offensichtlich zu zeigen. Obwohl er das ein bisschen ruhig mal sehen durfte... "Morgen.." begrüßte sie die Beiden dann erst jetzt, wenig elanvoll...

"Hey." schmunzelte er ebenfalls etwas betrübt und gab ihr einen Kuss. "Willst auch was essen?" Die Antwort konnte man sich natürlich schon denken, doch einen Versuch war es immer wert. Travis sah sie erwartungsvoll an, bereit aufzustehen und irgendwas fertig zu machen.

"Nein, danke." Was auch immer es ihnen brachte ständig nachzufragen, wo man doch meinte die Antwort sei bekannt. Tze!! "Wann musst du los?" Ein Glück für Travis, dass sie seinen Blick nicht bemerkte, weil sie ihren Blick halt nur auf wesentliche Dinge richten konnte und mit Billie gab es da genug zu tun. Bis er gehen würde brauchte sie immerhin eine Art Vorrat oder so.

"Eh... paar Minuten." murmelte er und sah betrübt zu ihr. Travis lehnte sich zurück während er aß. Die Klecker-Gefahr war dadurch natürlich größer, aber wenn man dafür angenehm sitzen konnte war das ok. Er ging eh in die Grundschule und nicht zur Bank oder so. "Jo, du solltest dich beeilen."

"Travis.. Nein!" murrte sie nun doch einmal kurz zu Travis blickend, allerdings nicht besonders freundlich auch wenn sie mit großer Sicherheit heute ohnehin nicht derartig aussah... Warum auch? Es war alles so grausam. "Billie, küss mich ganz schnell, bitte, sonst werde ich diese blöden Gedanken nicht los...!"

"Von mir aus kannst du mich auch noch duschen begleiten. Vorausgesetzt mein Manager meint ich habe genug Zeit dafür." Travis sagte erst einmal gar nichts. Wenn er unbedingt zu spät kommen wollte sollte er doch.